Wir wollen ein NRW, das Chancen für alle durch weltbeste Bildung bietet

Frühkindliche Bildung

Beste Bildung beginnt ab der Geburt. Wir wollen, dass sich jedes Kind entsprechend seiner Talente und Neigungen bestmöglich entwickeln kann. Dafür braucht es starke Familien, die ihre Kinder von Beginn an unterstützen können und Kindertagesbetreuungsangebote, die für alle Kinder die bestmögliche Bildung und Förderung bieten. Eine qualitativ hochwertige und an die Bedarfe der Eltern angepasste Betreuung und frühkindliche Bildung in Kitas und Kindertagespflegestellen sind für Eltern zudem die zentrale Grundlage, um Familie und Beruf vereinbaren zu können.

Seit 2017 sind in Nordrhein-Westfalen Tausende neue Betreuungsplätze entstanden. Wir haben das Versprechen einer Platzausbaugarantie gegeben: Jede Investition vor Ort in einen neuen Betreuungsplatz wird vom Land gefördert. Mit der umfassenden Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) stehen jährlich zusätzlich 1,3 Milliarden Euro für die frühkindliche Bildung zur Verfügung. So haben wir die Qualität nachhaltig gestärkt – ein Meilenstein! Eltern profitieren zudem von einem zweiten beitragsfreien Jahr sowie ersten Schritten hin zu flexibleren Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen.

Diesen Weg wollen wir fortsetzen und konsequent die frühkindliche Bildung in Nordrhein-Westfalen ausbauen und stärken. Wir werden die Betreuungsplätze gemeinsam mit den Kommunen und Trägern noch stärker ausbauen, um die Betreuungsbedarfe von Eltern abzudecken und ihnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern.

Bessere, flexiblere und mehr Betreuungsplätze erfordern jedoch auch mehr pädagogisches Personal. Mit einer attraktiven, praxisorientierten und bezahlten Ausbildung für künftige Erzieherinnen und Erzieher sowie besseren Weiterbildungsmöglichkeiten innerhalb der Kitas und Tagespflegestellen können wir in den nächsten Jahren noch mehr Menschen als pädagogische Fachkräfte gewinnen.

 

KiTa-Anmeldung neu denken

Kurzfristig wollen wir die flächendeckende Digitalisierung des Kita-Anmeldeverfahrens vorantreiben. Unser Ziel ist, das Verfahren darüber hinaus in Zusammenarbeit mit den Kommunen und Trägern weiterzuentwickeln. Wir wollen, dass der erste Brief an ein Neugeborenes nicht mehr vom Finanzamt, sondern vom Jugendamt kommt – mit Unterstützungsangeboten von frühen Hilfen bis zur Kitaplatz-Suche. Familien sollen so nicht mehr nervenaufreibend nach einem Kita-Platz suchen müssen, sondern – bei entsprechendem Bedarf – koordiniert durch die Kommune in Abstimmung mit den verschiedenen Trägern vor Ort einen Platz angeboten bekommen. Auf Basis einer sicheren Platzzusage soll dann ein Platztausch in andere KiTas möglich sein.

 

Gleiche Chancen für alle Kinder – Talente fördern

Gute sprachliche Fähigkeiten sind die Grundvoraussetzung für gelingende gesellschaftliche Teilhabe sowie für Erfolg im weiteren Bildungs- und Berufsleben. Die frühe Unterstützung und Förderung der Sprachentwicklung von Kindern ist darum ein Schwerpunkt der frühkindlichen Bildung. Etwaige Sprachrückstände durch eingeschränkten Zugang zur frühkindlichen Bildung im Zuge der Corona-Pandemie wollen wir systematisch erfassen und durch passgenaue Angebote der Sprachförderung ausgleichen. Die alltagsintegrierte Sprachbildung wollen wir stärken. Dazu wollen wir ein Landesinstitut für frühkindliche Sprachbildung schaffen, das die alltagsintegrierte Sprachbildung weiterentwickelt und Angebote zur Fort- und Weiterbildung schafft.

Insbesondere Kinder aus sozial schwierigem Umfeld haben aufgrund fehlender Unterstützung oft schlechtere Bildungschancen. Gerade sie sind durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders betroffen. Die plusKITAS sollen die Potenziale dieser Kinder noch gezielter fördern. Wir wollen darum mit der deutlichen Stärkung von plusKITAS für mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit für alle Kinder von Beginn an sorgen.

 

Flexible Öffnungszeiten ausbauen, Beitragsfreiheit als Perspektive

Wir wollen weiter für mehr Flexibilität bei den Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen sorgen und dabei insbesondere die Angebote in den Randzeiten ausbauen. Denn die Kita-Öffnungszeiten müssen wirklich flexibel sein, um echte Vereinbarkeit zu gewährleisten. Zudem wollen wir den bedarfsgerechten Ausbau von Kindertagesstätten, in denen Kinder insbesondere von Eltern, die im Schichtdienst arbeiten, auch über Nacht betreut werden.

Zur Entlastung der Eltern haben wir ein weiteres Kindergartenjahr beitragsfrei gestellt. Schrittweise wollen wir die Angebote der frühkindlichen Bildung auch in den weiteren Kindergartenjahren beitragsfrei machen und die Eltern so weiter entlasten.

 

Mehr Personal gewinnen

Wir wollen kurz- und mittelfristig für zusätzliches Personal in der Kinderbetreuung sorgen, um die personelle Situation vor Ort weiter zu entspannen und die Qualität der Kinderbetreuung nachhaltig zu verbessern. Die vergütete, praxisintegrierte Ausbildung ist aufgrund ihrer attraktiven Rahmenbedingungen ein Erfolg und trägt zur Steigerung der Attraktivität des Berufsfeldes bei. Auch die Träger der Einrichtungen profitieren davon, frühzeitiger zusätzliches pädagogisches Personal vor Ort einsetzen zu können. Wir wollen diese Ausbildungsform darum weiter stärken und perspektivisch zum Hauptpfeiler der Ausbildung machen.

Wir wollen den Einsatz von Hauswirtschafts- und Verwaltungsfachkräften fördern, damit das pädagogische Fachpersonal mehr Zeit mit den Kindern statt am Schreibtisch verbringt. Gerade das erfolgreiche Kitahelfer-Programm zeigt den Bedarf und den Wunsch nach Entlastung von nicht-pädagogischen Aufgaben an. Im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie haben wir den Einsatz von Fachkräften aus der Logopädie, Ergotherapie sowie von ausgebildeten Musik- und Theaterpädagoginnen und -pädagogen in Kitas ermöglicht. In Zusammenarbeit mit Trägern und Gewerkschaften wollen wir Wege finden, diese Fachkräfte dauerhaft einzusetzen, damit Kinder langfristig von einer ganzheitlicheren Kindertagesbetreuung profitieren.

Der Erzieherinnen- und Erzieherberuf ist nach wie vor stark weiblich geprägt. Männliche pädagogische Fachkräfte sind für die Vielfalt und als Bezugsperson für Kinder ein wertvoller Baustein. Insbesondere die vergütete praxisintegrierte Ausbildung kann einen attraktiven Zugang zum Erzieherberuf bieten, den wir auch bei Männern stärker bewerben wollen.

Wir haben den Teilnehmenden des Kitahelfer-Programms eine neu geschaffene praxisintegrierte Ausbildung zur Kinderpflegerin bzw. zum Kinderpfleger als Anschlussqualifizierung angeboten. Wir wollen diese neue Ausbildungsform auf dieser Basis weiterentwickeln und ausbauen.

 

Familienzentren und Familiengrundschulzentren ausweiten

Wir wollen die erfolgreichen Familienzentren ausbauen. Die dort möglichen Beratungen sollen erweitert werden. Wir werden uns zudem dafür einsetzen, dass die Nutzung solcher Angebote von allen Familien, unabhängig von ihren Lebensumständen, noch stärker angenommen wird.

Mit den Familiengrundschulzentren haben wir ein neues Konzept in Nordrhein-Westfalen geschaffen, das an die erfolgreichen Familienzentren im Kita-Bereich anknüpft. Wir wollen damit allen Grundschulkindern und ihren Familien eine erfolgreiche Grundschulzeit ermöglichen und sie stark machen für die weiteren Herausforderungen auf ihrem Bildungsweg. Wir wollen schnellstmöglich und landesweit 300 Familiengrundschulzentren neu einrichten und deren Finanzierung dauerhaft sichern. Damit werden zehn Prozent unserer Grundschulen in Quartieren mit besonderen Bedarfen für mehr Bildungsgerechtigkeit zu Familiengrundschulzentren ausgebaut. 

 

Kindertagespflege fördern

Wir werden die Kindertagespflege weiter fördern. Wir begrüßen die stetige pädagogische Weiterbildung und möchten den Kindertagespflegepersonen – entsprechend ihrer Vorbildung – Zugang zu pädagogischen Fortbildungen verschaffen. Die Umsetzung von Vertretungsregelungen im Krankheitsfall sowie während der Urlaubs- und Fortbildungszeit bei Fortzahlung der Geldleistungen wollen wir flächendeckend sicherstellen.

Auch im Bereich der Kindertagespflege wollen wir Randzeitenbetreuungen stärker ins Bewusstsein rücken. Wir werden uns für eine weitere Flexibilisierung von Betreuungsverträgen einsetzen.

 

Vielfalt der KiTa-Träger stärken

Verschiedene private Anbieter und Betriebs-Kitas ergänzen das vielfältige Angebot in Nordrhein-Westfalen. Auch diese Träger wollen wir gezielt unterstützen und sowohl organisatorisch als auch finanziell und stärker an die bisherigen Strukturen anbinden. Bürokratische Hürden, die mit der Gründung betrieblicher und betriebsübergreifender Betreuungseinrichtungen verbunden sind, wollen wir abbauen.

 

Digitale Bildung und Bildung im MINT-Bereich stärken

Experimentieren und Erforschen wollen wir fördern und damit frühkindliche Bildung im Bereich der MINT-Felder Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik stärken. Die „Stiftung Haus der kleinen Forscher“ zeigt, welches Potenzial in der frühkindlichen MINT-Bildung steckt. Wir wollen kindgerechte Lernangebote ausbauen, die Kinder frühzeitig für mathematisch-naturwissenschaftliche Zusammenhänge begeistern und verborgene Talente frühzeitig fördern. Dazu wollen wir ein Fortbildungskonzept für Erzieherinnen und Erzieher für die Durchführung niedrigschwelliger, naturwissenschaftlicher Experimente entwickeln. Durch die Finanzierung der freiwilligen Fortbildungen sollen möglichst viele Kinder Zugang zu frühzeitiger MINT-Bildung erhalten und Interesse an Naturwissenschaft und Technik entwickeln.

Kinder kommen immer früher mit digitalen Medien und Unterhaltungsangeboten in Berührung. Sie sollen darum im Rahmen der frühkindlichen Bildung frühzeitig erste notwendige Kompetenzen im alters- und kindgerechten Umgang mit der Digitalisierung erhalten. Über einen „digitalen Kita-Bonus“ wollen wir die Anschaffung von Endgeräten sowie Fortbildungen von pädagogischen Fachkräften fördern. Unser Ziel ist, dass in jeder Gruppe pro Erzieherin bzw. Erzieher ein digitales Endgerät zur Verfügung steht.

 

Schule

Dass Schule viel mehr ist als die Vermittlung von Fachwissen und Kompetenzen, hat die Corona-Pandemie deutlich gezeigt. Schulen sind Begegnungsort, Sozialraum und für einige Schülerinnen und Schüler auch Zufluchtsort. Sie sind ein Ort, der ganz individuelle Chancen eröffnet und Zutrauen schafft, an dem Freundschaften fürs Leben geknüpft werden und Zukunftsplanungen von Kindern und jungen Menschen entstehen. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Schulen für alle Schülerinnen und Schüler genau zu diesen Orten werden, an denen alle Kinder und Jugendlichen ihre Talente entfalten können und auf den eigenen Lebensweg vorbereitet werden. Damit das gelingt, setzen wir uns für mehr Bildungsgerechtigkeit ein.

Bei allen erreichten Fortschritten gelingt sozialer Aufstieg noch immer zu selten – vor allem, weil der Bildungserfolg noch immer zu stark an die finanziellen Möglichkeiten des Elternhauses und an das soziale Umfeld der Schulstandorte gekoppelt ist. Wir haben deshalb in ganz Nordrhein-Westfalen 60 Talentschulen mit sehr guter Ausstattung gezielt dort eingerichtet, wo die Hürden und Herausforderungen zur Schaffung von Bildungsgerechtigkeit für alle Schülerinnen und Schüler besonders groß sind. Außerdem haben wir die Anwendung des Sozialindex bei der Verteilung von Stellen und Mitteln ausgeweitet und so Schulen in sozial schwachen Quartieren gezielt mit mehr Personal gestärkt. Die Einführung des schulscharfen Sozialindex wird für die Zukunft bei der Verteilung von Ressourcen zusätzliche Möglichkeiten schaffen, um das Maß an Bildungsgerechtigkeit weiter zu erhöhen. Wir sind damit wichtige Schritte gegangen, um Schulen zu stärken und Talente zu fördern. Diesen Weg wollen wir konsequent fortsetzen. Diese ersten wichtigen und wegweisenden Erfolge dürfen durch die Folgen der Corona-Pandemie nicht in Gefahr geraten.

 

Wir wollen Talente fördern

Wir sind überzeugt, dass alle Kinder und Jugendlichen Talente haben. In den Schulen wollen wir den Rahmen schaffen, damit diese Talente bestmöglich gefördert werden. Egal, ob eine zukünftige Kfz-Mechatronikerin, ein Bäckerei-Fachverkäufer oder der nächste Nobelpreisträger zur Schule gehen: Alle Talente und Fähigkeiten sollen zur Entfaltung kommen. Die Verknüpfung zwischen schulischem Lernen und außerschulischen Lernangeboten (Museen, Theater u. a.) wollen wir ausbauen. Sie soll in den Lehrplänen verstärkt Berücksichtigung finden.

 

Talentförderung strukturell stärken: Schülerstipendien und Talentscouts ausbauen

Um Talente ganz unabhängig von ihrem Hintergrund und ihrer Herkunft zu stärken und zu fördern, wollen wir ausgehend von dem Stipendienprogramm für die Ruhr-Talente in den nächsten fünf Jahren ein landesweites Schülerstipendium für mindestens 100.000 förderbedürftige und zugleich besonders förderwürdige Schülerinnen und Schüler an allen weiterführenden Schulen in ganz Nordrhein-Westfalen auflegen. Das Schülerstipendienprogramm kooperiert mit den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und ihren Talentscouts, die diese Talente im schulischen und außerschulischen Kontext finden, gezielt beraten und unterstützend begleiten. Sie sollen – getragen durch Kooperationen mit der Wirtschaft und Stiftungen – an Hochschulen heranführen, bei der Vermittlung von Betriebspraktika und Auslandsaufenthalten helfen und vor allem Ansprechpartnerin und Ansprechpartner sein. Daneben wollen wir die Talent-Kollegs in weitere Regionen des Landes ausweiten. So wollen wir die Talent-Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen mit der Verstetigung finanzieller Mittel weiter stärken und dies gesetzlich absichern. Wir wollen Aufsteiger-Geschichten als Hoffnungs-Booster bekannt machen, um neben finanziellen und strukturellen Hürden auch gesellschaftliche Hindernisse abzubauen. Dazu werden wir eine geeignete Kampagne des Landes (z. B. über Social Media) auflegen, in der erfolgreiche Aufsteiger als Vorbild wirksam werden können.

Neben allen Schulen wollen wir konkrete Anlaufstellen schaffen, die Beratung und Unterstützung für die eigenen Lebens- und Aufstiegspläne bieten und damit Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Elternhäusern helfen, den eigenen Weg zu Bildungsabschlüssen oder an die Hochschule zu gehen. Das ist auch im gesamtgesellschaftlichen Interesse: In (unentdeckte) Talente unabhängig von ihrer Herkunft zu investieren ist der einzige Weg, unsere Gesellschaft langfristig zukunftsfähig zu machen, weil wir diese Talente in Zukunft noch dringender brauchen werden als jetzt schon. Wir wollen in diesen Treffpunkten gezielt die Vermittlung von Teilhabechancen und die Identifikation mit Staat und Gesellschaft in den Fokus rücken. Denn wer nicht an Bildung teilhaben kann, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit auch nicht am politischen System teilhaben. Deswegen sollen über diese Treffpunkte gezielt auch demokratische Werte aufsuchend und emotional vermittelt werden, um einen Bezug zu unserer Verfassung in die Quartiere zu bringen.

 

Talentschulen deutlich ausweiten

Klar ist für uns: Bildungschancen dürfen nicht vom Geldbeutel der Eltern oder dem Stadtviertel abhängen, in dem man aufwächst. Der in Nordrhein-Westfalen erfolgreich gestartete Talentschul-Versuch soll auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Begleitung und in Abstimmung mit der von der neuen Bundesregierung vorgesehenen Talentschulförderung außerhalb des Schulversuchs auf 1.000 Talentschulen im ganzen Land ausgeweitet werden.

 

Schulvielfalt als Chance für individuelle Förderung

Ebenso wie unsere Schülerinnen und Schüler ist auch unser Schulsystem in Nordrhein-Westfalen vielfältig. Die unterschiedlichen Schulformen mit ihren eigenen Profilen und Stärken sowie das Nebeneinander von Schulen in öffentlicher und freier Trägerschaft bereichern unsere Schullandschaft. Sie stellen zudem die Entfaltungsmöglichkeiten jedes einzelnen Kindes in den Vordergrund. Die in Nordrhein-Westfalen gewachsene Schulvielfalt sehen wir als eine Chance und Herausforderung zugleich. Ihre Stärken entfaltet sie insbesondere dann, wenn eine differenzierte und faire Ressourcensteuerung dauerhaft gelingt. Genau darauf ist unser Handeln ausgerichtet. Ideologische Schulstrukturdebatten um die Zukunft einzelner Schulformen lehnen wir ab.

Wir wollen die Vielfalt im mehrgliedrigen Schulsystem sichern, weil sie Kindern und Jugendlichen ermöglicht, die für sie individuell bestmögliche Schullaufbahn mit unterschiedlichen Abschluss- und Anschlussmöglichkeiten selbst zu gestalten. Noch bestehende Ungleichbehandlungen der Schulformen wollen wir beenden und eine hohe Durchlässigkeit gewährleisten. An allen Schulen müssen hohe Leistungsstandards gesichert werden. Innerhalb eines so vielfältigen Schulsystems mit unterschiedlichen Schulformen und Bildungsgängen hat jede Schülerin und jeder Schüler eine gleichwertige Chance auf Bildung und jede Lehrerin und jeder Lehrer einen Anspruch auf eine gleiche Bezahlung. Bildung ist in allen Schulen gleich wichtig und gleich wertvoll.

 

Stärkung der Grundschulen als Fundamente für Bildungsaufstieg

Mit dem Masterplan Grundschule setzen wir eine nachhaltige Stärkung unserer Grundschulen um – mit einem Fokus auf das Lernen von Lesen, Rechnen und Schreiben. Hierzu sollen die Grundschulen auch zukünftig zusätzliche fachliche Unterstützung erhalten. Die begonnene Entlastung der Grundschullehrkräfte im Bereich der anrechenbaren Entlastungsstunden wollen wir im Bereich des Pflichtstundendeputats fortsetzen. Vor allem durch die Bereitstellung von insgesamt 3.000 sozialpädagogischen Fachkräften für die Schuleingangsphase wollen wir erreichen, dass jede der fast 2.900 Grundschulen in Nordrhein-Westfalen mit einer solchen Fachkraft zusätzlich unterstützt wird. Die zusätzlichen sozialpädagogischen Fachkräfte sollen zumindest vorübergehend auch das gemeinsame Lernen in der Grundschule stärken. Mittelfristig müssen hierzu zusätzliche Fachlehrkräfte für Sonderpädagogik ausgebildet und gewonnen werden. Mit der Schaffung zusätzlicher Studienplätze und zusätzlicher Studienorte für angehende Grundschullehrkräfte wollen wir in den kommenden fünf Jahren eine dauerhafte Beseitigung des Lehrermangels an unseren Grundschulen ermöglichen.  

 

Den Offenen Ganztag weiter stärken

Ganztagsangebote verbessern nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sie sind auch ein wesentlicher Beitrag für mehr Bildung und Chancengerechtigkeit. Wir werden daher den Rechtsanspruch auf Ganztags- und Betreuungsangebote im Zusammenwirken zwischen Bund, Ländern und Kommunen professionell umsetzen und hierzu zusätzlich zum bislang bereits erfolgreich realisierten Platzausbau mindestens 200.000 zusätzliche Ganztagsplätze schaffen. Insbesondere der Bund muss hierzu eine dauerhafte, verlässliche und angemessene Finanzierung sicherstellen. Das ist die Grundlage für die Umsetzung eines Rechtsanspruchs, den wir mit Qualität sowie mehr Vergleichbarkeit und Gerechtigkeit bei der Beitragsgestaltung umsetzen wollen. Wir wollen uns daher für die Verankerung von verbindlichen Standards für den Offenen Ganztag einsetzen, um landesweit eine hohe Qualität der Angebote sichern zu können. Diese sollen Rahmenbedingungen beispielsweise für den Umfang, das Personal sowie die Ausstattung festlegen.

Wir wollen für eine bessere Verzahnung des Offenen Ganztags mit der Grundschule sorgen. Die jeweilige Schule und der Träger des Offenen Ganztags sollen besser zusammenwachsen und auf Augenhöhe miteinander arbeiten. Deswegen wollen wir zum Beispiel, dass die Ganztagsfachkräfte eine ausreichende gemeinsame „Teamzeit“ mit den Lehrkräften erhalten, um zum Wohle der Kinder Übergaben gestalten sowie gemeinsame Förderentscheidungen und weitere Absprachen treffen zu können.

Wir wollen im Dialog mit Kommunen, Trägern und Eltern die Ganztagsbetreuung weiterentwickeln und dabei auch Wege zum gebundenen Ganztag im Grundschulbereich zur Stärkung von Chancengerechtigkeit und bester Bildung einbeziehen.

 

Mittlere Schulabschlüsse stärken

Wir brauchen starke Schulen für den gymnasialen Bildungsgang und für den akademischen Nachwuchs. Aber ebenso brauchen wir starke Schulen, die hochwertige mittlere Schulabschlüsse vergeben und bestmöglich auf eine berufliche Ausbildung vorbereiten und damit helfen, unseren Fachkräftenachwuchs zu sichern. Mit der Agenda für berufliche Bildung haben wir diese in Nordrhein-Westfalen schon nachhaltig gestärkt. Auch dafür ist eine Aufwertung der mittleren Schulabschlüsse unumgänglich. Eine erhebliche Verbesserung der Berufsorientierung an weiterführenden Schulen wollen wir erreichen, indem wir Schülerinnen und Schülern verstärkt die Möglichkeit geben, bereits während ihrer Schulzeit praktische Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Bereichen zu sammeln. So sollen auch die beruflichen Möglichkeiten und Entwicklungschancen in Ausbildungsberufen bekannter werden. Auch darüber hinaus wollen wir im Zuge der Berufsberatung über die Karriere- und Verdienstmöglichkeiten im Handwerk und anderen Ausbildungsbranchen informieren, denn die guten Perspektiven, die viele Ausbildungsberufe bieten, werden mitunter nicht richtig eingeschätzt. Um ein gesellschaftliches Umdenken hinsichtlich der Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung zu erreichen, müssen die Haupt-, Real- und Sekundarschulen in einer Qualitätsoffensive und einem Sonderinvestitionsprogramm Starke Mitte gestärkt werden. Damit wollen wir konkret sowohl eine Aufstockung von Personal und moderner Ausstattung vorantreiben als auch den Ausbau der Vernetzung von Schulen und Ausbildungsbetrieben. Wir wollen die Anerkennung für mittlere Bildungsabschlüsse weiter stärken, so wie wir bereits Realschülerinnen und Realschülern einen Weg in den Polizeiberuf ermöglicht haben.

 

Ökonomische Bildung weiter stärken

Wir haben bereits die Kernlehrpläne der Klassen 5 bis 10 überarbeitet. Insbesondere die Einführung des Schulfachs Wirtschaft an allen Schulformen war ein überfälliger Schritt hin zu mehr ökonomischem Wissen als Bestandteil der Allgemeinbildung und mehr Verbraucherbildung, um auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten. Diesen Weg wollen wir weitergehen und unter anderem auch ein Verständnis der Aktienmärkte und der Wege von langfristiger Eigentumsbildung beispielsweise im Rahmen des Schulfachs Wirtschaft in allen Schulformen stärken. 

 

Oberstufe und Abitur auf die Höhe der Zeit bringen

Wir wollen weitere Reformprozesse von der 10. Klasse bis zum Abitur anstoßen. Das erfolgreich eingeführte Schulfach Wirtschaft soll nach dem Vorbild der beruflichen Gymnasien zukünftig flächendeckend auch als Leistungskurs in der Oberstufe angeboten werden. Auch die Stärkung der Informatik in der Unter- und Mittelstufe soll in der Oberstufe fortgesetzt werden. Dafür wollen wir es einfacher machen, Informatik als Abiturfach zu wählen, indem wir sie den anderen Naturwissenschaften gleichstellen. Um die Wahlmöglichkeiten im Abitur weiter zu flexibilisieren, setzen wir uns außerdem dafür ein, dass künftig auch ein Abitur mit gesellschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt möglich wird.

Um die Vergleichbarkeit und Qualität der Schulabschlüsse zu sichern, setzen wir uns für ein in den Kern-und Hauptfächern bundeseinheitlich- ausgerichtetes und vergleichbares Abitur ein – durch einen Standard „Deutschland-Abitur“. Auch für alle anderen Bildungsabschlüsse streben wir bundeslandübergreifend eine größtmögliche Vergleichbarkeit hinsichtlich der Qualität der Abschlüsse an.

 

 

Begabte Schülerinnen und Schüler fördern

Zur Stärkung besonderer Talente wollen wir weitere Angebote für begabte Schülerinnen und Schüler schaffen. Das Überspringen einer Klasse in Gruppen wollen wir auf die Gesamtschulen ausweiten und erfolgreiche Ansätze zur Förderung begabter Schülerinnen und Schüler unter den Schulen bekannter machen. Außerdem wollen wir die Zusammenarbeit von Schulen und Hochschulen verbessern, Angebote wie die „Schüler-Uni“ ausweiten, Schülerfirmen fördern und zur Teilnahme an Begabungswettbewerben ermuntern.

 

Inklusion im Miteinander und ohne Ideologie

Gelingende Inklusion ist zentral für eine gerechte, faire und offene Gesellschaft. Daher haben wir die so wichtige Neuausrichtung der schulischen Inklusion durch eine Bündelung vorhandener Mittel und Möglichkeiten und durch zusätzliche Ressourcen vorangetrieben. Wir wollen sicherstellen, dass schulische Inklusion nicht mehr mit ideologischen Debatten, der Überlastung von Schulen oder mit Frustration verbunden wird, sondern mit der Gewissheit, dass sich alle Schülerinnen und Schüler auf eine gelingende Teilhabe durch ein Lernen von- und miteinander verlassen können.

Wir werden das gemeinsame Lernen durch zusätzliches Fachpersonal unterschiedlicher Professionen, durch eine qualitativ und quantitativ weiterentwickelte Schulbegleitung und durch zusätzliche Fortbildungsformate nachhaltig unterstützen und Schritt für Schritt bedarfsgerecht ausbauen.

Zugleich sichern wir nach unserer Rettungsaktion im Jahr 2017 weiterhin unsere leistungsfähige und vielfältige Förderschullandschaft, die von der Vorgängerregierung gegen den Willen vieler Eltern leichtfertig aufs Spiel gesetzt wurde. Wir bieten den Förderschulen die Chance zur Weiterentwicklung zu Kompetenzzentren für sonderpädagogische Unterstützung. Dabei wollen wir regionale Netzwerke unterstützen, zu denen neben den Förderschulen und Regelschulen auch die kommunalen Einrichtungen und Unterstützungsleistungen gehören wie Kindergärten, Familienzentren, das Jugendamt, die Frühförderung, Schulpsychologen oder auch die Schulsozialarbeit. So wollen wir sicherstellen, dass Eltern frei von ideologischen Grundsatzdebatten die bestmögliche Förderung für ihr Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf auswählen können. Dabei sind die Förderorte gleichwertig und der Elternwille entscheidend. Die Eltern wissen, was das Beste für ihr Kind ist. Bei ihren Entscheidungen unterstützen wir sie durch professionelle und unabhängige Beratungsangebote, die wir auch im Rahmen der Kompetenzzentren ausbauen wollen.

Beide Systeme, das Gemeinsame Lernen an unseren Regelschulen ebenso wie unsere hochprofessionellen Förderschulen, wollen wir gleichberechtigt mit ausreichendem Personal, Sachausstattung und Qualitätsstandards für inklusive Bildung stärken. Neben dem kontinuierlichen weiteren Stellenausbau wollen wir auch mehr Sonderpädagoginnen und -pädagogen ausbilden und Wechselmöglichkeiten zwischen der Förderschule und dem gemeinsamen Lernen in beide Richtungen verbessern. Unser Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf bestmöglich auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten.

 

Auswirkungen der Corona-Pandemie nachhaltig aufarbeiten

Die Pandemie darf nicht zu einer Chancen-Krise werden, in der der Bildungsabschluss noch stärker als bisher vom Elternhaus und der eigenen Herkunft abhängt. Gerade für Kinder und Jugendliche waren die Kita- und Schulschließungen, eingeschränkte Freizeitangebote sowie die soziale Isolation von anderen Kindern, ihren Lehrkräften und dem gewohnten Schulalltag zudem sehr einschneidende Erfahrungen. Deshalb werden wir uns weiterhin konsequent für Präsenzunterricht einsetzen und dabei den Gesundheitsschutz nicht aus den Augen verlieren. Wir wollen zugleich für die Zukunft unbedingt verhindern, dass sich die Schulschließungen der Vergangenheit dauerhaft negativ auf den Lebensweg der Kinder und Jugendlichen auswirken. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass einerseits schulische Inhalte mittelfristig aufgearbeitet werden und andererseits auch die mentalen und psychischen Folgen bei Kindern und Jugendlichen in den Blick genommen werden. Im Rahmen der Arbeit der multiprofessionellen Teams an den Schulen sollen die Aufholbedarfe der Schülerinnen und Schüler in den Blick genommen und spezifische fachliche und pädagogische Unterstützungsangebote gemacht werden. Aus diesem Aufholprogramm für Schülerinnen und Schüler wollen wir Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen. Deshalb wollen wir die aktuellen Angebote auf ihre Zukunftsfähigkeit jenseits der aktuellen Pandemielage bewerten. Den dabei eingeschlagenen Weg, Bildungsgutscheine einzusetzen und damit schrittweise von der objekt- zur subjektbezogenen Finanzierung im Schulbereich zu kommen, wollen wir fortsetzen und weiterentwickeln.

Wir wollen die Corona-bedingte Qualifizierungslücke schnell schließen und insbesondere Schülerinnen und Schüler kurz vor dem Schulabschluss gezielt individuell ansprechen, um sie auf berufliche Möglichkeiten nach der Schule hinzuweisen. Wir wollen so die Zahl der jungen Menschen, die nach der Schule nicht den Weg in eine Ausbildung oder an die Hochschule finden, reduzieren.

 

Mobbing die rote Karte zeigen

Rund jede bzw. jeder sechste 15-jährige in Deutschland wird laut einer PISA-Studie regelmäßig Opfer von Mobbing im Schulalltag. Durch Mobbing kann der Schulbesuch insbesondere für junge Menschen täglich zu einer großen Last werden. Wir setzen uns für eine Gesellschaft ein, in der gegenseitiger Respekt und die freie Entfaltung jedes und jeder Einzelnen im Mittelpunkt stehen. Wir werden deshalb eine Anti-Mobbing-Offensive starten, die Kinder und Jugendliche besser schützt, für das Thema sensibilisiert und Betroffenen Anlaufstellen bietet. Wir wollen auch prüfen, ob Selbstbehauptungsstrategien in den Unterricht integriert werden können.

Wir wollen dazu Präventionsschulungen, die den geeigneten Umgang mit Mobbing sowie jeglichen Formen psychischer, körperlicher und sexualisierter Gewalt thematisieren, zum festen Bestandteil des Vorbereitungsdienstes für Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter machen. Teil dieser Ausbildungsphasen sollen auch der Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der Findungsphase ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität sowie die regelmäßige Besprechung des Umgangs mit Sozialen Medien im Unterricht sein. Gleichzeitig sollen regelmäßige Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte angeboten werden, in welchen diese sich zum Mobbing- und Konfliktberater weiterbilden lassen können. Sie können dann auch Ansprechpersonen innerhalb der jeweiligen Lehrerkollegien sein. Um grundsätzlich einen besseren Überblick über die Häufigkeit und Systematik von Mobbing zu bekommen, soll hierzu eine Erhebung auf Basis anonymer Befragungen unter wissenschaftlicher Begleitung stattfinden.

 

Beste Bildung braucht beste Lehrkräfte und eine moderne Infrastruktur

Das beste Bildungssystem braucht auch die besten Lehrkräfte – und zwar in ausreichender Zahl. So wie wir bei Schülerinnen und Schülern auf individuelle Stärken und Talente setzen und diese fördern wollen, so wollen wir auch unsere Lehrerinnen und Lehrer unterstützen und passgenau aus- und fortbilden. Bildung braucht zudem eine moderne Infrastruktur mit bestmöglicher Ausstattung.

 

Lehrkräftemangel strukturell beheben

Beste Bildung gelingt nur, wenn Unterricht stattfindet. Wir wollen mehr Bildungsqualität erreichen, insbesondere durch eine bessere Schüler-Lehrer-Relation und kleinere Klassen in allen Schulformen. Für dieses Ziel muss der Lehrkräftemangel dauerhaft und strukturell behoben werden. Mit insgesamt vier wirksamen Maßnahmenpaketen haben wir seit 2017 insgesamt über 5.600 Lehrerstellen an unseren Schulen zusätzlich besetzen können. Insgesamt arbeiten heute über 10.000 Menschen mehr an unseren Schulen, um den Lehrkräftemangel abzufedern. Diesen Weg wollen wir konsequent fortsetzen. Insbesondere an unseren Grundschulen fehlen grundständig ausgebildete Lehrkräfte, gleichzeitig gibt es aber mehr Bewerbungen als verfügbare Studienplätze. Daher haben wir bereits fast 1.500 neue Studienplätze für das Grundschullehramt und die Sonderpädagogik geschaffen. Nun wollen wir im Interesse einer stärker regional angelegten Lehrkräfteausbildung im ganzen Land dafür sorgen, dass weitere Hochschulen wie zum Beispiel die RWTH Aachen künftig das Grundschullehramtsstudium anbieten und die Zahl der Studienplätze weiter erhöhen. Unser Ziel ist es, im Zusammenwirken mit den Hochschulen für alle Lehramtsstudiengänge Zulassungsbeschränkungen zu beseitigen. Davon profitiert vor allem die Lehramtsausbildung für das Grundschullehramt sowie das Lehramt Sonderpädagogik. Hierzu wollen wir entsprechende Vereinbarungen mit den Hochschulen treffen. Mit den Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften wollen wir Modelle der Lehrerausbildung für den Bereich der beruflichen Bildung entwickeln.   

 

Digitales Klassenzimmer 5.0

Digitale Bildung ist eine zentrale Aufgabe für eine zukunftsfähige Schulpolitik. Das gilt sowohl für die technische Ausstattung und Infrastruktur als auch für die Anwendung im Unterricht. Wir haben in den letzten Jahren die Schulen in Nordrhein-Westfalen bereits digitaler ausgestattet. Die Corona-Pandemie hat unseren Schulen einen großen zusätzlichen Digitalisierungsschub gebracht. Sie hat aber auch gezeigt, was noch zu tun ist, damit jede Schule in Nordrhein-Westfalen zu einer digitalen Schule wird. Die Digitalisierung unserer Schulen ist nun unter pädagogischen Gesichtspunkten modern und nachhaltig zu gestalten. Der Prozess muss unumkehrbar angelegt und daher auch dauerhaft finanziert werden. Jenseits der Qualifizierung und Fortbildung von Lehrkräften benötigt der Digitalisierungsprozess für die Schulen auch eine stabile Finanzierung für die digitale Infrastruktur in allen Schulen. Hierzu wollen wir den Digitalpakt 2.0 des Bundes nutzen und gemeinsam mit den Schulträgern umsetzen. Zudem werden wir im Rahmen einer Fortbildungsoffensive die Qualifizierung für Schulleitungen und Digitalisierungsexpertinnen und Digitalisierungsexperten in den einzelnen Schulen dauerhaft etablieren.

Zur Unterstützung eines nachhaltigen Digitalisierungsprozesses schaffen wir ein nordrhein-westfälisches Kompetenzzentrum für Lehren und Lernen in der digitalen Welt. Dieses wissenschaftlich angebundene Kompetenzzentrum soll sich mit allen Bereichen der Digitalisierung unserer Schulen befassen und Expertise für Fragen zu pädagogischen und technischen Konzepten zur Verfügung stellen. Wir wollen damit eine Institution schaffen, die als Weiterbildungsschmiede weit über Nordrhein-Westfalen hinaus strahlt und die besten Dozentinnen und Dozenten nach Nordrhein-Westfalen einlädt. Sie soll Menschen mit den Möglichkeiten exponentieller Wissensentstehung und -verarbeitung vertrauter machen. Denn wir brauchen eine Pädagogik und Didaktik mit Methoden, die helfen, anders, schneller, individualisierter und leichter lernen und verstehen zu können als wir es in der analogen Welt bislang konnten. Um hier schneller weiterzukommen, brauchen wir mehr Kreativität und Innovationskraft bei allen Beteiligten. Zugleich soll das Zentrum im Zusammenwirken mit anderen Stellen des Landes und mit den Gremien der Kultusministerkonferenz alle relevanten Fragen des Datenschutzes behandeln und so an gemeinsam weiterentwickelten Standards für den Datenschutz mitwirken.

Wir wollen sicherstellen, dass jede Schule über eine schnelle Internetverbindung, ein leistungsfähiges W-LAN-Netz sowie über die notwendigen Geräte verfügt, die im schulischen Alltag eingesetzt werden. Der Digitalpakt des Bundes und die Sofortausstattungsprogramme des Landes haben dafür einen kräftigen Anstoß gegeben. Dabei darf es nicht bleiben. Zusammen mit den Schulträgern wollen wir dafür sorgen, dass unseren Schulen stets eine einsatzfähige Infrastruktur und aktuelle Soft- und Hardware zur Verfügung stehen. Das ist ein Zeichen der Wertschätzung für unsere Schülerinnen und Schüler und für alle Lehrkräfte in unserem Land. Das Sofortausstattungsprogramm für Schülerinnen und Schüler, die sich kein eigenes Endgerät leisten können, war ein wichtiger Schritt, um Teilhabe und digitale Bildung unabhängig vom Geldbeutel der Eltern zu machen. Unser Ziel ist nun, für Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrkräfte eine 1:1 Ausstattung zu erreichen. Alle Schülerinnen und Schüler sollen zukünftig bei einem moderaten Eigenanteil ein digitales Endgerät zur Verfügung gestellt bekommen. Schülerinnen und Schüler, die sich bisher kein digitales Endgerät leisten konnten, sollen auch weiterhin von einer Zuzahlung befreit sein.

Digitales Lehren und Lernen müssen feste Bestandteile aller Schulen und aller Schulfächer sowie der Lehreraus- und -fortbildung werden. Alle Kinder und Jugendlichen sollen durch die Schule frühzeitig und kompetent zu einer souveränen und verantwortungsvollen Nutzung digitaler Medien befähigt werden. Der Medienkompetenzrahmen NRW sorgt dafür, dass digitale Lerninhalte und Verknüpfungen zur digitalisierten Lebenswelt fächerübergreifend in den Klassen 5 bis 10 vermittelt werden. Um frühzeitig das Interesse für Berufe der Zukunft zu wecken, haben wir auch Informatik als Pflichtfach in den Klassen 5 und 6 aller Schulformen eingeführt. Doch wir wollen schon in der Grundschule anfangen und den Kindern dort Grundlagen des Codings spielerisch vermitteln. Wir wollen, dass jede Schülerin und jeder Schüler am Ende der Schullaufbahn mindestens einmal eine App programmiert hat. Darüber hinaus ist auch die Ausstattung der Schulen mit digitalen Lernmitteln elementar für die Weiterentwicklung der digitalen Bildung. Die Schulen sollen dazu befähigt werden, passende Lernmittel auszuwählen und diese im Schulalltag gleichrangig zu verwenden.

Lehrkräfte müssen von der Aufgabe entlastet werden, sich neben ihren pädagogischen Aufgaben auch um die technischen Voraussetzungen kümmern zu müssen. Wir wollen deshalb die Schulträger dabei unterstützen, sogenannte „Digitale Hausmeister“ in den Schulen einzusetzen. Diese IT-Spezialisten sollen sich zum Beispiel um die tägliche Einsatzbereitschaft der Geräte, Neuanschaffungen, Wartung oder die Verwaltungssoftware der Schulen kümmern.

Die Vorteile des Distanzlernens wollen wir in die Zukunft überführen. Wenn Schülerinnen und Schüler zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung längere Zeit nicht am Unterricht teilnehmen können, darf das mit den Möglichkeiten der Digitalisierung nicht länger Einfluss auf den Bildungserfolg haben. Wir setzen uns deswegen dafür ein, dass die im Lernplan definierten Lerninhalte ebenso in modernen Online-Lernformaten bereitgestellt werden.

 

Moderne Schulen brauchen Investitionen

Modern arbeitende und modern ausgestattete Schulen benötigen nicht nur ausreichend Personal, sondern ebenso kraftvolle Investitionen in modernen Schulraum. Die Schulträger haben in diesem Bereich eine besondere Verantwortung und profitieren auch in Zukunft weiterhin von der Erhöhung der Schulpauschale im Rahmen der Gemeindefinanzierung. Angesichts des großen und noch verbliebenen Investitionsstaus wollen wir ein weiteres Investitionsprogramm „Gute Schule 2030“ für einen modernen und nachhaltigen Schulbau im Zusammenwirken mit den Schulträgern auflegen und dabei die Erfahrungen aus dem letzten Investitionsprogramm „Gute Schule 2020“ berücksichtigen. Notwendig ist ein neues Programm, das den Herausforderungen der Digitalisierung, der Integration und Inklusion gerecht wird und eine neue pädagogische Architektur auch unter Berücksichtigung des Klimawandels unterstützt. 

Die öffentlichen Schulträger werden anlässlich der Rückkehr zu G9 für die Schaffung von zusätzlichem Schulraum bis 2026 mit insgesamt 518 Millionen Euro entschädigt. Wir wollen sicherstellen, dass auch die Ersatzschulträger bzw. die privaten Schulen eine angemessene und wirkungsgleiche Erstattung der Kosten für die Schaffung zusätzlichen Schulraums erhalten. Für uns ist dies eine Selbstverständlichkeit.

 

Bildungsfinanzierung neu aufstellen

Wir wollen ein leistungsfähiges nordrhein-westfälisches Schulsystem sichern. Dazu streben wir eine neue und zukunftsweisende Verständigung mit dem Bund und mit den Kommunen an, um Zuständigkeiten neu und klar festzuhalten und Bildung in Zeiten der Digitalisierung, der Integration und der Inklusion nachhaltig zu finanzieren. Wir wollen, dass sich der Bund als finanzkräftigste Ebene stärker in die Finanzierung bester Bildung als Zukunftsaufgabe einbringt.

 

Multiprofessionelle Teams fest verankern

Damit Unterricht in unseren Schulen gelingen kann, brauchen wir nicht nur hervorragende Lehrkräfte. Andere Professionen wie Schulsozialarbeit, Sozial- oder Sonderpädagogik, Schulpsychologie und viele weitere sind eine nicht mehr wegzudenkende Unterstützung in unseren Schulen. Durch sie entstehen disziplinübergreifende, wertvolle Kompetenznetzwerke, die die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler verbessern. Die Verteilung entsprechender Stellen soll verstärkt auch unter Anwendung eines schulscharfen Sozialindex erfolgen.

In den letzten Jahren haben wir die multiprofessionellen Teams an allen Schulformen gestärkt und weiter ausgebaut, zum Beispiel mit über 1.100 zusätzlichen Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte in den Grundschulen. Gleichzeitig haben wir die so wichtige Schulsozialarbeit dauerhaft gesichert und weitere Stellen für Schulpsychologie geschaffen. Das wird uns maßgeblich helfen, auch die psychischen Folgen der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen im Lebensraum Schule aufzuarbeiten. Die Schulsozialarbeit und Schulpsychologie wollen wir weiter ausbauen und mit Stellen im Landeshaushalt absichern und steuern.

Auch die sozialpädagogischen Fachkräfte zur Unterstützung der Schuleingangsphase sind ein voller Erfolg und eine wertvolle Unterstützung für unsere Grundschulen. Wir wollen daher dafür sorgen, dass in jeder Grundschule in Nordrhein-Westfalen mindestens eine sozialpädagogische Fachkraft fest zum Team gehört. Wir wissen auch um die immense Bedeutung der nicht-pädagogischen Arbeit in unseren Schulen, zum Beispiel der Schulsekretariate und Schulverwaltungsassistenz. Durch ihre organisatorische Unterstützung schaffen wir mehr Freiräume für die pädagogisch arbeitenden Kräfte in unseren Schulen – sowohl im Kalender als auch in den Köpfen. Diese wichtige Arbeit wollen wir weiter stärken, damit insbesondere Lehrkräfte wieder mehr Zeit im Klassenzimmer statt im Büro verbringen können.

Damit die Arbeit in unseren Schulen für die Beschäftigten in multiprofessionellen Teams noch attraktiver wird, wollen wir für diese Beschäftigten Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten schaffen.

 

Praxisbezug in der Lehramtsausbildung stärken

Leider schließen nicht alle Lehramtsstudierenden ihr Studium erfolgreich ab. Neben dem Studienabbruch ist der Wechsel in andere Fächer oder die freie Wirtschaft der Grund, warum nicht alle Lehramtsstudierenden auch in den Schuldienst eintreten. Um das zu ändern, wollen wir den Praxisbezug im Lehramtsstudium stärken. So können angehende Lehrkräfte besser auf ihre Tätigkeit in der Schule vorbereitet werden und bereits frühzeitig im Studium entscheiden, ob sie sich ein Berufsleben als Lehrkraft vorstellen können. Wir wollen auch mehr Praxisphasen im Lehramtsstudium schaffen, damit die Studierenden die Theorie schon früh vor der Schulklasse anzuwenden lernen. Dafür wollen wir unter anderem ein Praxissemester bereits im Bachelorstudium verankern. Das Praxissemester, auch im Masterstudium, darf zudem keine Frage des Geldes sein. Für viele angehende Lehrkräfte stellt das unentgeltliche Praxissemester eine große finanzielle Herausforderung dar, weil sie ihren Nebenjobs in dieser Zeit nicht nachgehen können. Wir wollen deshalb eine Aufwandsentschädigung in den Praxissemestern des Lehramtsstudiums orientiert am BAföG einführen. Mit den Hochschulen streben wir einen Pakt für mehr Qualität in der Lehrerausbildung an. Hierbei ist eine bessere Betreuung der Studierenden zu vereinbaren und das jeweilige Lehramtsstudium transparenter zu organisieren.

Die Inhalte der Lehrkräfteausbildung wollen wir auf den Prüfstand stellen. Grundschullehrkräfte profitieren zum Beispiel wenig von gemeinsamen Lehrveranstaltungen mit auf Master studierenden Mathematikerinnen oder Lehrkräften der Sekundarstufen. Statt höherer Mathematik wäre zum Beispiel eine Vertiefung der Mathematik-Didaktik für sie zielführender. Wir wollen die Hochschulen, die Lehrkräfte ausbilden, im Rahmen der Hochschulfreiheit von einer Anpassung der Curricula überzeugen, um unsere angehenden Lehrkräfte auch in der Theorie besser auf die Schulwirklichkeit vorzubereiten.

Unser Ziel ist, die Lehrkräfteausbildung in ein berufsintegriertes Studium umzuwandeln.

 

Lehrkräftefortbildung reformieren und verbindlicher machen

Die Unterrichtsqualität hängt sehr davon ab, wie umfassend und aktuell die Fortbildungsangebote sind und in welchem Umfang diese von den Lehrkräften aktiv angenommen werden. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Lehrkräfte regelmäßig fortbilden und ihre Methoden und Inhalte auf den neuesten Stand bringen. Wir Freien Demokraten setzen wir uns dafür ein, dass Fortbildungen in einem jährlichen Stundenrahmen für Lehrkräfte verpflichtend gemacht werden. Dabei muss die Lehrkräftefortbildung den fachlichen Anforderungen in den einzelnen Unterrichtsfächern genügen. Der Fokus soll aber auch auf überfachlichen Themen liegen, die im Alltag der jeweiligen Schule und Lehrkräfte von besonderer Bedeutung sind, wie Digitalisierung, Integration und Inklusion. Das Fortbildungsangebot ist dabei mit Schwerpunkten landesweit einheitlich zu steuern und auskömmlich zu finanzieren. Zum Einsatz sollen auch neue und moderne digitale Formate kommen, die landesweit zu koordinieren sind. Die individuellen Kurse und Fortbildungszeiten sollen die Schulleitungen und Lehrkräfte gemeinsam und verbindlich festgelegen. Dabei soll der Fokus auf Themen liegen, die im Alltag der jeweiligen Schule und Lehrkräfte von besonderer Bedeutung sind. Auch das Fortbildungsangebot im Bereich der Diagnostik, zum Beispiel von Legasthenie und Dyskalkulie, wollen wir ausbauen. Durch Blended-Learning und Online-Learning wollen wir die Fortbildungen flexibler und individueller gestalten und auch Fortbildungsangebote nicht-staatlicher Träger vermehrt für die Lehrkräftefortbildung zulassen. Im Sinne der Schulfreiheit sollen neue Budgets für die Schulen zur eigenverantwortlichen Verwendung geschaffen werden. Jenseits der staatlich organisierten Lehrerfortbildung sollen verstärkt auch private Fortbildungsangebote in Anspruch genommen werden können. Eine Einbindung der Hochschulen ist anzustreben.

 

Unsere Lehrkräfte verdienen eine faire Vergütung

Wir wollen eine faire Vergütung und Besoldung für alle Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen und nehmen dabei beamtete Lehrkräfte und tarifbeschäftigte Lehrkräfte gleichermaßen in den Blick. Zugleich berücksichtigen wir dabei die Reform der Lehrerausbildung aus dem Jahr 2009. Unser Ziel ist dabei, dass allein aus der Unterschiedlichkeit der Lehramtsausbildung keine unterschiedliche Vergütung und Besoldung resultiert. Die Lehrämter sind gleichwertig und erfordern daher auch eine einheitliche Einstiegsbesoldung. Bei einer Neuordnung der Lehrkräftebezahlung müssen jenseits der Einstiegsbesoldung auch Beförderungsämter und eine faire Lösung für die Bestandslehrkräfte in den Blick genommen werden. Für den Schuldienst sind verlässliche und sichere Beschäftigungsverhältnisse auch im Tarifbereich von großer Bedeutung für die Personalversorgung an unseren Schulen und zudem für die persönliche Situation und berufliche Perspektive der betroffenen Lehrkräfte. Deshalb sollen noch vorhandene Kettenbefristungen weiter zurückgeführt und möglichst beendet werden. Hierfür schaffen wir die notwendigen Voraussetzungen, damit unbefristete Beschäftigung vor allem auch für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger verstärkt angeboten werden kann.

 

„Praxislehrer“ – mehr Flexibilität für Lehrkräfte schaffen

Die Lehrkräftelaufbahn ist bis heute sehr festgefahren und bietet wenig Flexibilität, um Erfahrungen in anderen Tätigkeiten und Berufsfeldern sammeln zu können. Wir wollen deshalb für mehr Flexibilität sorgen, um mehr junge Menschen und auch Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger gewinnen zu können. Damit können „Praxislehrer“, beispielsweise Führungskräfte und andere Personen mit entsprechenden Qualifikationen, an unseren Schulen unterrichten und damit auch dem drohenden Lehrkräftemangel an den Berufskollegs entgegenwirken. Gleichzeitig soll es den grundständig ausgebildeten Lehrkräften erleichtert werden, befristet eine Auszeit vom Schuldienst zu nehmen, um beispielsweise einer anderen Tätigkeit nachzugehen und später wieder in den Schuldienst zurückzukehren.

 

Bildung zur Aufgabe für die ganze Gesellschaft machen

Wir wollen darüber hinaus beste Bildung noch mehr zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe machen. Initiativen, die einen befristeten Einsatz als Lehrerin oder Lehrer vor dem Berufsleben ermöglichen, wollen wir weiterdenken und auch auf das weitere Leben ausweiten. Im Rahmen von „Teach Between“ soll es möglich werden, für eine Sabbatical-Zeit an eine Schule zu gehen und eigene Erfahrungen einzubringen. Ebenso wollen wir Möglichkeiten ausweiten, die eigenen Erfahrungen als Praktikerin oder Praktiker regelmäßig vor Ort in Schulen einzubringen – zum Beispiel als Unternehmerin in der ökonomischen Bildung oder als IT-Spezialist in Informatik.

 

Schulautonomie und Schulfreiheit stärken

Die Schulautonomie wollen wir weiter stärken und den Schulen mehr pädagogische, personelle und finanzielle Freiheiten geben. So sollen beispielsweise kreative Lernmethoden und die Herausbildung von Schwerpunktschulen möglich sein. Wir schaffen so ein neues Verhältnis zwischen notwendigen landesweiten Standards zur Sicherung von Qualität und Vergleichbarkeit auf der einen Seite und zusätzlicher Freiheit für die Schulen für passgenaue Lösungen vor Ort auf der anderen Seite. Das Land soll sich stärker auf die personelle Grundausstattung für die Schulen und Angebote und Unterstützung für exzellente Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte konzentrieren. Denn die PISA-Studie zeigt, dass Kinder an Schulen mit größerer Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit deutlich bessere Leistungen erzielen.

Die Schulen sollen die Möglichkeit erhalten, eine doppelte Leitung zu etablieren. Im Interesse einer effizienten und professionellen Arbeitsteilung soll eine pädagogische Leitung im Zusammenwirken mit allen Lehrkräften den jeweiligen Schulentwicklungsprozess vorantreiben. Eine administrative Leitung kann dabei im Zusammenwirken mit allen anderen Beschäftigten und im Zusammenwirken mit dem Schulträger eine unterstützende Funktion übernehmen.

Möglichkeiten des Schulsponsorings und des Einwerbens von Drittmitteln durch Schulen sollen bei Gewährleistung der Neutralität zukünftig weiter möglich sein.

 

Individuelle Schulprofile ermöglichen

Durch weitere Schritte für mehr Schulfreiheit wollen wir die Innovationskraft an unseren Schulen weiter stärken. So können individuelle Schulbudgets insbesondere im Bereich der digitalen Bildung zu einer langfristigen Modernisierung des Schulbetriebs führen und die Lehrkräfte und Schulleitungen vor Ort bei der Auswahl von digitalen Lernmitteln miteinbeziehen.

Wir sind überzeugt, dass viele Entscheidungen am besten von den Betroffenen vor Ort getroffen werden. Jeden Tag werden so tolle Projekte und neue Ideen entwickelt, die die einzelne Schule voranbringen, aber auch für andere Schulen wichtige Anregungen sein können. Wir wollen diese Innovationen und praxistauglichen Konzepte, die durch Schulfreiheit entstehen, landesweit bekannt machen und hierdurch andere Schulen davon profitieren lassen. Über ein Austauschforum können praxistaugliche Konzepte an Schulen in die Breite getragen, exzellente Beispiele hervorgehoben präsentiert und mit Fördermitteln prämiert werden. So entsteht ein Wettbewerb an Ideen, der alle Schulen nach vorne bringt.

 

Ferienregelungen in der Kultusministerkonferenz (KMK) flexibilisieren

Die Kultusministerkonferenz (KMK) ist als Zusammenschluss der Schulministerinnen und Schulminister innerhalb unserer föderalen Strukturen ein wichtiges Gremium, um schulpolitische Entscheidungen länderübergreifend zu koordinieren. Mehr als bislang muss sie zu einem Gremium werden, das mehr Vergleichbarkeit, Transparenz und Qualität im deutschen Schul- und Bildungswesen schafft. Hierzu wollen wir unter Mitwirkung der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission in der Ländergemeinschaft Innovationen im Schul- und Bildungswesen gemeinsam auf den Weg bringen und neue Möglichkeiten der Kooperation mit dem Bund nutzen.

Wir wollen die Ferienregelungen innerhalb der KMK flexibilisieren und den Bundesländern mehr Freiheiten in der Schuljahresgestaltung geben. Änderungsinitiativen aus und für Nordrhein-Westfalen zu Ferienaufteilungen und -zeiten sind bislang an der fehlenden Kompromissbereitschaft von Bayern und Baden-Württemberg gescheitert. Wir wollen eine Ferienregelung im rollierenden Verfahren erreichen, um die Benachteiligung von Nordrhein-Westfalen zu beenden. Auch in Nordrhein-Westfalen sollen die Sommerferien später beginnen können und dadurch Pfingstferien dauerhaft möglich werden. Sollte die Benachteiligung nicht aufgehoben werden, ist zu erwägen, aus den gemeinsamen Ferienfestlegungen auszuscheiden. 

 

Schüleraustausche und Schulpartnerschaften ausbauen

Verständnis für andere Länder und Kulturen lernt man am besten vor Ort. Durch europäische und internationale Schüleraustausche und Schulpartnerschaften werden Sprachkenntnisse vertieft, Fertigkeiten erweitert und die Persönlichkeit weiterentwickelt. Wir wollen diese oftmals auf ehrenamtlichem Engagement beruhenden Programme und Initiativen weiter unterstützen. Da eine Teilnahme nicht am Geldbeutel der Eltern scheitern darf, werden wir einen Wettbewerb für Stipendien ausloben. Zudem werden wir weitere Schulen aller Schularten ermuntern, sich zu Europaschulen weiterzuentwickeln.

 

Berufliche Bildung

Der Beruf nimmt im Leben eine wichtige Rolle ein. Er beeinflusst nicht nur die Lebenszufriedenheit, sondern auch die Möglichkeiten, eigene Talente und Fähigkeiten zur Geltung zu bringen. Die Chancen für sozialen Aufstieg sind am größten, wenn jede und jeder Zugang zu Ausbildung und Qualifizierung hat und dabei seine Talente nutzen kann – unabhängig von den Vorstellungen der Eltern, der Schule oder der Gesellschaft. Für uns ist dabei klar: Unsere Gesellschaft braucht nicht nur Master, sondern auch Meister – beide sind gleich wichtig. Für uns ist die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung und Laufbahnen eine Selbstverständlichkeit. Wir wollen deswegen in eine exzellente berufliche Bildung in Nordrhein-Westfalen investieren, um sie so dauerhaft weiter zu stärken.

 

Einstieg in den Aufstieg erleichtern

Die Landesinitiative zur Berufsorientierung „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) ist noch nicht so gut, wie sie sein muss. Wir wollen sie praxis- und jugendgerecht weiterentwickeln. Berufsorientierung muss zunächst motivieren und Lust machen und darf nicht primär aus reiner Analyse aus Erwachsenensicht bestehen. Mit dem Ausbau von modularen Ausbildungen und zertifizierten Teilqualifikationen sowie einem vermehrten Angebot an Teilzeitausbildungen wollen wir den Einstieg in eine Ausbildung erleichtern. Mit dem Ausbildungsprogramm NRW haben wir für Jugendliche mit Unterstützungsbedarf in benachteiligten Regionen Nordrhein-Westfalens rund 1.000 zusätzliche Ausbildungsplätze jährlich bezuschusst. Dies wollen wir fortsetzen und zudem Matchingprozesse verbessern.

Wir wollen ein Verfahren zur zusätzlichen Erschließung von Fachkräften etablieren, das eine Kompetenzfeststellung von non-formalen Fähigkeiten unterhalb des vollwertigen Berufsabschlusses umfasst. Ziel dabei ist, vorhandene Kompetenzen festzustellen und über Zertifizierungen die Weiterentwicklung zur Fachkraft zu ermöglichen. Dabei sollen bereits bestehende Strukturen qualitätssichernd zusammengeführt werden. So sollen auch die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung ausländischer Abschlüsse und ein passgenauerer Zugang zur beruflichen Bildung für Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher geschaffen werden. Die Verfahren zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen wollen wir weiter verbessern. Mit der Landesinitiative "Durchstarten in Ausbildung und Arbeit!" unterstützen wir junge Geflüchtete bei ihrem Weg in Ausbildung und Arbeit mit speziellen Förderangeboten.

Eine besondere Hürde für den Einstieg in eine qualifizierte Ausbildung gerade in Berufen mit Fachkräftemangel stellt die Erhebung von Schulgeld dar. Wir haben die Schulgeldfreiheit für eine Ausbildung in den Gesundheitsberufen (Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Podologie, PTA) eingeführt. Als nächstes wollen wir auch für alle anderen Ausbildungsberufe das Schulgeld abschaffen. Jede Erstausbildung soll ohne finanzielle Belastungen aufgenommen werden können. Die Möglichkeiten zur Förderung der beruflichen Weiterbildung und der Meister-Qualifikation wollen wir ausweiten, indem wir Instrumente wie Stipendienprogramme, Aufstiegs-BAföG sowie Bildungsschecks ausbauen und ein Midlife-BAföG ganz neu schaffen. Die entsprechenden Ziele der neuen Bundesregierung unterstützen wir hierbei nachdrücklich.

Neben dem bereits bestehenden einjährigen Bildungsgang der Ausbildungsvorbereitung, der weiterhin die Regel sein soll, wollen wir Schülerinnen und Schülern als Ausnahmefall die Option eröffnen, den Hauptschulabschluss nach Klasse 9 erst nach zwei Schulbesuchsjahren am Berufskolleg zu erwerben.

Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzen wir uns für die Ausweitung der Möglichkeiten einer Teilzeit-Ausbildung ein. Analog zum Erasmus-Studienaufenthalt soll für Ausbildungen mit blockweisen Berufsschulphasen die Option geschaffen werden, einen Teil der Schulphase an einer Partnerschule im Ausland zu absolvieren.

 

Die Vermittlung von Ausbildungsplätzen nach Corona wieder hochfahren

Durch die Corona-Pandemie hat sich die Problematik auf dem Ausbildungsmarkt verschärft. Durch Lernen auf Distanz ist für viele Jugendliche der Zugang zu Ausbildungsplatzvermittlung und Praktika weggefallen. Deshalb wollen wir über eine verstärkte Zusammenarbeit von Unternehmen, Arbeitsagenturen und Schulen bei der Vermittlung und Ausbildungsmotivation sowie mit der Unterstützung von Ausbildungsbetrieben ein bedarfsgerechtes Angebot an Ausbildungsstellen sichern. Mit der Erhöhung der Fördermittel des Landes für die rund 120 überbetrieblichen Bildungsstätten (ÜBS) von Handwerk und Industrie von zwei auf acht Millionen Euro haben wir bereits die Infrastruktur für berufliche Bildung, Qualifizierung und Meisterschulen verbessert.

Zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit und den Kammern wollen wir zukünftig das Zusammenführen von unbesetzten beruflichen Ausbildungsstellen und unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern verstärkt koordinieren. Dazu zählt auch eine stärkere überregionale Vermittlung, die wir zum Beispiel durch ein Angebot von Azubi-Wohnheimen unterstützen wollen.

 

Digitales Fernausbildungszentrum schaffen

Was im universitären Bereich schon lange möglich ist, wollen wir auch für Auszubildende und berufliche Weiterbildungen schaffen. Wir wollen deswegen das erste rein digitale Fern-Ausbildungszentrum in Nordrhein-Westfalen schaffen. Der berufsschulische Teil der Ausbildung soll so ortsunabhängig absolviert werden können. Damit können für Auszubildende im ländlichen Raum lange Fahrtwege gespart werden. Auch für seltene Ausbildungsberufe oder bei einer lokal geringen Nachfrage kann so der schulische Teil der Ausbildung auf hohem Niveau gewährleistet werden.

 

Werdegänge abseits von Rollenbildern fördern

Wir machen uns für die Umgestaltung von Karrieremustern von Jungen und Männern beziehungsweise Mädchen und Frauen sowie eine Ausbildung abseits der klassischen Rollenbilder stark. Das betrifft insbesondere Berufe und Werdegänge im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) sowie soziale Berufe wie etwa Erzieher oder Krankenpfleger. Auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern wollen wir den Weg erleichtern und ihnen durch abgekürzte Ausbildungswege eine zweite Chance eröffnen, sich ihren Berufswunsch zu erfüllen.

 

Beste berufliche Bildung für jedes Talent

Den mit der Agenda zur Stärkung der Beruflichen Bildung eingeschlagenen Weg wollen wir weiter gehen. Mit einer Exzellenzinitiative Berufliche Bildung, dem Ausbau digitaler Ausbildungsangebote und der Öffnung der Begabtenförderung wollen wir in der beruflichen Bildung beste Rahmenbedingungen schaffen, damit jede und jeder die eigenen Talente entfalten und die eigenen Begabungen bestmöglich einsetzen kann. Denn wir wollen jedes Talent fördern – egal ob in der Schule, in der Ausbildung oder im Studium.

Unsere Berufskollegs leisten in unserem Schulsystem eine wichtige Funktion. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Berufskollegs ihre Angebote im Rahmen von allgemeinen Informationsveranstaltungen an allen abgebenden Schulen vorstellen können, um jedem Talent die Chancen und Möglichkeiten der beruflichen Bildung zu eröffnen.

Wir wollen die Abschlüsse der höheren Berufsbildung stärker in den Fokus nehmen und gezielt auf eine Gleichwertigkeit der hier zu erwerbenden Abschlüsse hinwirken. Die Höhere Berufsbildung ist eine echte Alternative zu Abschlüssen an Universitäten und Hochschulen.

Zusätzlich soll die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung erleichtern: Bachelor-Professional-Absolventinnen und -Absolventen sollen mit zusätzlich zwei Semestern theoretischen Grundlagen und wissenschaftlichem Arbeiten den Zugang zum Masterprogramm erhalten. Andersherum sollen auch Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen einer Hochschule nach einer zusätzlichen, kompakten Berufsbildungszeit einen Berufsabschluss erlangen können. Parallel zum Meisterabschluss im Handwerk sollen Abschlüsse der Höheren Berufsbildung durch die Industrie- und Handelskammern, wie unter anderem der Fachwirt, als Master-Professional-Abschluss mit einem akademischen Masterprogramm ebenfalls wechselseitig verknüpft werden. Hauptansprechpartner für die Wirtschaft sollen hierbei insbesondere die Hochschulen für angewandte Forschung sein. Um diesen Weg gehen zu können, wollen wir die Qualität in der Beruflichen Bildung weiter deutlich stärken, unter anderem durch Exzellenz-Berufskollegs und Exzellenz-Weiterbildungsakademien für die berufliche Bildung.

Zur Verwirklichung bester beruflicher Bildung ist für uns auch die Stärkung der schulischen Berufsausbildung im theoretischen Bereich unabdingbar. Wir wollen daher eine umfassende Evaluation und Aktualisierung der Lehrpläne hinsichtlich vermittelter Methoden und Kompetenzen auf den Weg bringen.

Zu häufig widerspricht der Zustand unserer berufsbildenden Schulen dem Vorhaben einer Offensive für die berufliche Bildung – dabei muss sich die Wertschätzung für unsere Auszubildenden zuallererst an den Gebäuden zeigen. Wie die NRW-Koalition es bereits für Studierendenwerke beschlossen hat, soll daher der Sanierungsbedarf unserer Einrichtungen der berufsschulischen Bildung ermittelt werden. Wir setzen uns dafür ein, dass dieser anschließend aus Bundesmitteln, nachrangig aus Landesmitteln, bspw. im Rahmen der Schulpauschale, gedeckt wird.

 

Hochschule

Wissenschaft und Forschung sind gemeinsam mit Unternehmen die größten Treiber für Innovation und Fortschritt. Hochschulen sind seit jeher Orte des Experimentierens und des Erkenntnisgewinns. Dafür braucht es Offenheit, Meinungs- und Forschungsfreiheit und Neugier auf die Chancen des Fortschritts. Wir wollen deswegen die Bedingungen für Forschung und Lehre an allen Hochschulen für angehende wie etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenso wie für die Studierenden weiter verbessern. Dazu zählen für uns insbesondere die Digitalisierung, die Stärkung der Forschung, die Unterstützung von Ausgründungen und der Zugang für mehr Menschen unabhängig von ihrer individuellen Lebenssituation.

 

Digitalisierungsschub für eine optimale Ergänzung von Präsenz und digitaler Lehre

Die Pandemie hat an den Hochschulen zu einem Digitalisierungsschub in der Lehre, der (Selbst-) Verwaltung und der Organisation geführt. Wir wollen die Hochschulen dabei unterstützen, die Veränderungen, die sich in der Pandemie bewährt haben, zu Dauerlösungen zu machen. Präsenzveranstaltungen und der kreative persönliche Austausch sollen dabei zugleich weiterhin auch fester Bestandteil des Hochschullebens bleiben. Erforderlich ist das hochschul- und fachspezifische Austarieren des optimalen Verhältnisses zwischen digitalen Lehr- und Lernformaten sowie Präsenzformaten. Wir wollen daher im Dialog mit den Studierenden sowie den Hochschulen Erfahrungen auswerten und dann Strukturen fördern, Vernetzung beziehungsweise Skalierung unterstützen und dauerhaft rechtssichere Grundlagen schaffen, beispielsweise für digitale Lehr- und Prüfungsveranstaltungen, Wahlen und Sitzungen von Hochschulgremien. Dem Hochschulfreiheitsgesetz wollen wir hierfür ein Update geben. Wir wollen auch ermöglichen, dass in Modellen ein Baukastenstudium, bei dem (digitale) Studienleistungen in begrenztem Umfang an anderen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen absolviert werden können, erprobt werden kann.

Den Weg der „Digitalen Hochschule NRW“ als kooperative Plattform wollen wir konsequent weitergehen und die Zusammenarbeit der Hochschulen vereinfachen, damit die Hochschulen hiervon noch stärker profitieren.

Gemeinsam mit den Studierenden und den Hochschulen wollen wir einzelne Studiengänge wie zum Beispiel das Jura-Studium oder Lehramtsstudiengänge modernisieren. Durch die Chancen und Veränderungen durch die Digitalisierung wird eine stetige Bewertung möglicher Veränderungen notwendig.

 

Digitaluniversität einrichten

Wir wollen Menschen unabhängig von ihrer persönlichen Lebenssituation, ihrer sozialen und geografischen Lage die Teilnahme an weltbester Lehre und akademischer Weiterbildung ermöglichen. Deshalb setzen wir uns für eine Digitaluniversität ein, die in Ergänzung zum vielfältigen und umfassenden Angebot der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen insbesondere nicht-traditionelle Studierende bzw. Personen mit beruflicher Qualifikation noch besser erreicht. Nach dem Vorbild des Promotionskollegs NRW wollen wir ein Digitalkolleg NRW einrichten, damit Lehrende von unterschiedlichen Hochschulen im Sinne einer Best-Practice ihre Expertise in eine einzigartige Plattform für Lehrende und Lernende einbringen können. Die digitalen Erfahrungen aus der Pandemie wollen wir bei der Entwicklung einbeziehen. 

 

Start ins Studium erleichtern

Zur besseren Unterstützung beim Start ins Studium wollen wir neue Konzepte gemeinsam mit den Hochschulen erarbeiten, um den Übergang von Schule zum Studium zu erleichtern. Hierbei sollen insbesondere Formate wie „Sommerkollegs“ entwickelt werden.

Wir unterstützen die Pläne der neuen Bundesregierung zur Reform des BAföG. Die Digitalisierung des BAföG-Antragsverfahrens wollen wir auf Basis des aktuell erprobten Verfahrens vorantreiben. Unser Ziel ist eine vollständig digitale und medienbruchfreie BAföG-Beantragung und Bearbeitung. Dazu wollen wir in den BAföG-Ämtern flächendeckend digitale Strukturen etablieren.

Wir wollen finanzielle und psychologische Hürden für die Aufnahme eines Studiums beseitigen und dazu auch die Zusammenarbeit mit nach Kriterien ausgewählten Portalen, die über Studienfinanzierungsmöglichkeiten informieren, ausbauen.

 

Politische Partizipation an Hochschulen neu denken

Zur Stärkung der politischen Partizipation und Selbstbestimmtheit über die Kosten ihres Studiums entwickeln wir die bisher bestehende verfasste Studierendenschaft zu einer selbstbestimmten Studierendenschaft. Künftig werden Studierende so nicht bei der Immatrikulation an der Universität Zwangsmitglied, sondern über ein souveränes Opt-In-Verfahren Mitglied der Studierendenschaft.

 

Wissenstransfer fördern

Wir wollen die Grundlagenforschung an unseren (außer-)universitären Forschungseinrichtungen, die angewandte Forschung an unseren Hochschulen für angewandte Wissenschaften sowie den Transfer in die Wirtschaft und Gesellschaft voranbringen. Neben dem Erhalt bestehender Instrumente wie den Start-Up Exzellenzzentren, dem Gründerstipendium oder Urlaubssemestern für Gründerinnen und Gründer wollen wir zusätzlich eine systematische Förderung des Wissenstransfers unterstützen. Eine entsprechende Institution soll unabhängig agieren und als Selbstverwaltungseinrichtung sowohl technologische als auch soziale Innovationen unterstützen.

Mit einer Austauschoffensive wollen wir den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nach der Pandemie wiederbeleben.

 

Erforschen von Schlüsseltechnologien fördern

Unser Ziel ist, dass Nordrhein-Westfalen als Forschungsstandort internationale Spitze ist – mit entsprechend herausragenden Hochschulen, die in wichtigen Fachgebieten die globale akademische Führung beanspruchen kann. Dies gilt insbesondere auch für die Schlüsseltechnologien der Zukunft. Wir setzen uns deswegen für mehr Professuren zur Erforschung von Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Biotechnologie, Internet der Dinge, Quantencomputing, autonome Systeme, Blockchain und Cybersicherheit ein.

 

Faire Arbeitsbedingungen in Forschung und Lehre

Um mehr Menschen für eine Karriere in der Wissenschaft zu gewinnen, wollen wir für Daueraufgaben mehr unbefristete Stellen schaffen. Gleichzeitig sind für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Phase der Qualifizierung befristete Arbeitsverhältnisse sinnvoll und notwendig, um durch Rotation der nachrückenden Generationen den Zugang zu wissenschaftlichen Tätigkeiten zu ermöglichen.

Wir wollen geschlechterspezifische Aufstiegsbarrieren sowie diskriminierende Vergaben von Leistungsbezügen weiter konsequent abbauen. Anstatt weiterer Quoten brauchen wir einen kontinuierlichen Kulturwandel, der durch mehr weibliche Role Models, Netzwerkmöglichkeiten und Mentoring ebenso unterstützt werden soll wie durch transparentes Controlling von Mitarbeitenden- und Gehaltsstrukturen.

 

Vereinbarkeit von Hochschule und Familie

Um für Studierende sowie Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher attraktiver zu sein, setzen wir uns für den Ausbau von Kinderbetreuung für Studierende, Lehrende und Beschäftigte ein. Um Karrierewege in der akademischen Welt planbarer und transparenter zu machen, wollen wir das Tenure-Track-Programm weiter ausbauen.

 

Lebensbegleitendes Lernen fördern – Wissenschaftliche Weiterbildung ausbauen

Wir setzen uns zur Verbesserung der Durchlässigkeit des Bildungssystems sowie zur Stärkung des lebensbegleitenden Lernens für die Anerkennung und den Ausbau von digitalen Lehrformaten wie zum Beispiel Massive Online Open Courses ein. Zudem wollen wir durch eine Imagekampagne sowie Aufklärung mehr Personen mit beruflicher Qualifikation für hochschulische Angebote gewinnen sowie akademische Weiterbildungsangebote an unseren Hochschulen ausbauen. Um die wissenschaftliche Weiterbildung auf eine stabile Basis zu stellen, wollen wir einen Weiterbildungsfonds erproben.

Wir wollen die Hochschulen unseres Landes unter anderem mit Blick auf die Veränderungen durch den digitalen Wandel auch zu Orten für Weiterbildung für Berufstätige machen. Gerade weil die Hochschulen die Umstellung auf digitale Lehre in der Pandemie flächendeckend sichergestellt haben, gibt es jetzt eine Infrastruktur, die die Einrichtung eines digitalen Weiterbildungs-Campus an jeder Hochschule möglich macht. Langfristig unterstützen wir die Ausgründung von Fortbildungs-Akademien, die fortlaufend Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung entwickeln. Zudem werben wir dafür, dass unsere Hochschulen in Nordrhein-Westfalen in den Semesterferien ihre Räumlichkeiten für Weiter- und Fortbildungskurse im Sinne des lebenslangen Lernens zur Verfügung stellen.

 

Wissenschaftsfreiheit sichern

Die Wissenschaftsfreiheit ist für uns ein Fundament unserer Demokratie. Wenn im Rahmen externer Kooperationen die Wissenschaftsfreiheit eingeschränkt wird, sollen diese Kooperationen zukünftig beendet werden müssen. Die in Nordrhein-Westfalen existierenden Kooperationen mit den chinesischen Konfuzius-Instituten wollen wir unter dieser Maßgabe kritisch überprüfen.

 

Studieren für Menschen mit Beeinträchtigung erleichtern

Wir wollen die Chancengerechtigkeit für Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung verbessern, indem wir Hürden abbauen. Neben der Unterstützung der Hochschulen durch die Fortführung des Programms „Inklusive Hochschule NRW“ wollen wir mit Blick auf den zunehmenden Anteil digitaler Lehr- und Lernformate auch digitale Assistenzsysteme sowie die digitale Aufarbeitung von Lehr- und Klausurmaterialien bzw. deren Umwandlung in Brailleschrift ausbauen.

 

Agenda Hochschulbau

Zum Abbau des seit Jahren bestehenden Sanierungsstaus wollen wir Investitionen im Hochschulbereich erleichtern. Das Optionenmodell Bau im Hochschulfreiheitsgesetz war ein guter erster Schritt, den Hochschulen beim Bauen mehr Freiheiten zu geben und Bauvorhaben zu beschleunigen. Wir wollen eine „Agenda Hochschulbau“, in der die investitionshemmende Aufgabenverteilung zwischen unterschiedlichen Behörden, Ministerien sowie den Hochschulen neu strukturiert wird. Ziel soll sein, nicht nur zügiger den Sanierungsstau abzubauen, sondern auch veränderte Nutzungsanforderungen durch Digitalisierung in diese Betrachtungen einfließen zu lassen. Wir wollen, wo dies räumlich möglich und durch die Hochschulen gewollt ist, leerstehende Gebäude in Innenstädten bei der baulichen Entwicklung von Hochschulen einbeziehen. Für den Hochschulausbau zur praxisorientierten Forschung und zur Ausbildung von Fachkräften zur Gestaltung des Strukturwandels sollen auch Mittel des Strukturstärkungsfonds eingesetzt werden können.

 

Statt Abbrechen: Durchstarten

Ein Studienabbruch ist kein Makel. Viele Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher bringen bereits durch das Studium erlangte Kenntnisse und Lebenserfahrung mit, die für Handwerk und Industrie von großer Bedeutung sind. Die bereits bestehenden Projekte wollen wir regional mit allen beteiligten Akteuren weiterentwickeln und noch stärker mit der Wirtschaft vernetzen. Auch auf jede Beendigung eines Studiums ohne Abschluss soll eine berufliche Perspektive folgen.